Persönliche Chronologie eines Spenders

Meine persönliche Chronologie der Stammzellspende

11. Januar 1998
Typisierung im Humboldtgymnasium Gifhorn
Auf Drängen einer guten Freundin lasse ich mich, trotz großer Angst vor dem Blutabnehmen, im Rahmen einer Aktion (für einen jungen Mann aus Gifhorn) typisieren. Alles halb so schlimm, ich kippe nicht mal aus den Latschen!

08. März 2006
Aufforderung zur Bestätigungstypisierung
Die DKMS teilt mir mit, dass mein Blut in mehreren Gewebemerkmalen mit denen eines Patienten übereinstimmt. Ein ausführlicher Fragebogen wird mitgeliefert und soll den erbetenen Rückruf vereinfachen.

21. März
Bestätigungstypisierung beim Hausarzt
Mehrere Ampullen Blut werden entnommen. Ein Päckchen bringe ich direkt zur Post, damit es möglichst schnell im Labor vorliegt.

28. April
Ergebnis der Bestätigungstypisierung
Schriftlich werde ich über das positive Ergebnis der Bestätigungstypisierung unterrichtet. „Sie sind unser Mann!“

15. Mai
Voruntersuchung in Dresden, Feststellen von Bluthochdruck
Bei der Cellex GmbH in Dresden findet die gründlichste Untersuchung meines Lebens statt. Alles ist sehr aufregend, mit Hilfe einer „Voodoo-Puppe“ wird mir abschließend das Spritzen des Wachstumshormons veranschaulicht. Die Ärztin besteht darauf, den diagnostizierten Bluthochdruck umgehend behandeln zu lassen. Dies ist für mich der größte Segen an dieser Aktion! Der ursprünglich geplante Entnahmetermin wird sofort verschoben.

16. – 17. Mai
24 Stunden Blutdruck messen, schlechte Werte
Die Messungen ergeben viel zu hohe Blutdruckwerte; die Zellentnahme würde ein erhöhtes Risiko darstellen. Sofort wird mit einer Medikation begonnen. Ich kann meinen Hausarzt nicht davon überzeugen, dass die miesen Werte mit meinem Stress auf der Arbeit zusammenhängen.

30. – 31. Mai
Zweite 24 Stunden Blutdruckmessung, Werte immer noch zu hoch
Die erste Kontrollmessung ergibt deutlich verbesserte Werte, jedoch liegen die Durchschnittswerte immer noch zu hoch.

31. Mai
Nephrologische Untersuchung
Beim Nephrologen wird eine zusätzliche, sehr gründliche Untersuchung durchgeführt, ein weiteres Medikament wird verordnet.

01. – 02. Juni
24 Stunden Urin sammeln
2 große Behälter stehen zur Verfügung bzw. müssen vor den Blicken der Kollegen versteckt werden…!

05. – 06. Juni
24 Stunden Urin sammeln, die Zweite
Das Ganze nochmals, aber als kleines chemisches Experiment dieses Mal mit Salzsäure in der Sammelbox! Es werden keine Besonderheiten festgestellt.

06. – 07. Juni
Erste geplante Entnahme
Ich hoffe, dass die Verschiebung der Entnahme keine negativen Auswirkungen für meinen Empfänger hat.

06. Juni
Kardiologische Untersuchung
Ebenfalls ohne Befund. Mein Herz könnte ab und zu etwas mehr „Taktgefühl“ zeigen!

19. Juni
Blutabnahme beim Hausarzt
Da der Abstand der Voruntersuchung zur neu geplanten Entnahme im Juli zu groß ist, muss eine weitere Blutuntersuchung vorgenommen werden.

19. – 20. Juni
Dritte 24 h Blutdruckmessung
Die Werte sind endlich in Ordnung, die Medikamente haben ihre Wirkung erzielt.

29. Juni – 02. Juli
Spritzen von drei Ampullen Granocyte 34 täglich (Stammzellenmobilisierung)
Morgens und abends wird das Wachstumshormon G-CSF von mir selbst in die Bauchdecke gespritzt. Außer mittleren Schmerzen im Beckenbereich sind keine weiteren Nebenwirkungen zu spüren.

02. Juli
Zugfahrt nach Dresden
Zusammen mit meiner Frau reise ich am Sonntagabend nach Dresden und genieße die einmalige Abendstimmung auf den „Brühlschen Terrassen“.

03. Juli
1. Entnahmetag
Von 8.00 bis 12.30 Uhr findet der erste Teil der Zellentnahme statt. Nach kurzer Ruhepause im Hotel verbringen wir den Nachmittag und Abend mit einer Sightseeing Tour. Unvergessliche Erlebnisse, u.a. die Orgelandacht in der Frauenkirche sowie das Löschen sämtlicher Bilder von der Speicherkarte der Digicam…!

04. Juli
2. Entnahmetag
Der zweite Teil der Entnahme dauert viel länger als erwartet, sodass wir direkt von der Cellex zum Hotel und dann gleich weiter zum Bahnhof Dresden Neustadt fahren. Unsere Heimfahrt wird zu einer einzigen Odyssee, glücklich kommen wir um 23.30 Uhr in Gifhorn an.

05. Juli
Bekanntgabe des Empfängers
Die DKMS teilt mir mit, dass der Empfänger meiner Stammzellen ein 24jähriger Franzose ist. Es besteht die Möglichkeit, dem Empfänger ein anonymes Schreiben zu schicken.

11. Juli
schriftliche Kontaktaufnahme mit dem Empfänger
Der Ehrgeiz packt mich und erinnert mich an 5 Jahre (Leistungs-)Kurs Französisch. Aber ohne Grammatik, Wörterbuch und ganz viel Enthusiasmus geht nichts!

12. Juli
Urkunde der DKMS
Sie bekommt einen Ehrenplatz!

02. August
Erste Blutkontrolle beim Hausarzt

23. August
„Fitnesspaket“ der DKMS
Ich bin einfach nur sprachlos!

27. November
Nachricht: Patient i. O.
Endlich die erlösende Nachricht: „Mein französischer Patient“ ist bereits aus dem Krankenhaus entlassen worden und erholt sich im Kreis der Familie von seinen Strapazen.

01. Dezember
„Aufnahme“ in den DKMS-Spenderclub

04. Januar 2007
Zweite Blutkontrolle

05. Juli
Dritte Blutkontrolle
Die vorliegende Dokumentation ist eine Art „Gedächtnisprotokoll“, in dem viele Details fehlen, besonders die unzähligen Telefonate und natürlich die unterschiedlichsten Gefühlsregungen, die man in so einer Situation haben kann.

Es ist mir ein persönliches Anliegen, jeden Leser dieser Zeilen zu animieren, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen.

Ein herzliches Dankeschön geht an die zahlreichen Mitarbeiter der DKMS für die logistische Meisterleistung sowie an die „Engel“ der Cellex GmbH in Dresden für die liebevolle Betreuung!

Gifhorn, im September 2007
Ralf Eckstein